Hygieneampel und die Reaktionen

Nach dem Beschluß der Länder, eine Hygieneampel in Form eines Kontrollbalken einführen zu wollen,war er zu erwarten gewesen, der Aufschrei der Gastronomie. Natürlich kam dieser auch und das, obwohl vom Gesetztgeber noch gar nichts in endgültige Gesetzesform gegossen worden ist.

 

Interessant war dabei zu beobachten, dass es selbst in der DEHOGA zwei Meinungen gibt. Denn der Präsident der DEHOGA Rheinland-Pfalz, Gereon Haumann, bewertete die Pläne im Gegensatz zu seinen Kollegen positiv.

Natürlich äußerte sich auch Deutschlands TV-Oberrestaurantkritiker Christian Rach zu Wort.

Dieser meinte in einem Interview mit der Bild am 25.05.2011:

"In deutschen Krankenhäusern sterben jedes Jahr 30 000 Menschen an Keimen. In den letzten 30 Jahren ist aber niemand an den Folgen eines Restaurant-Besuchs gestorben. Es gibt hier überhaupt keinen Handlungsbedarf."*

 

Eine Aussage von Christian Rach, die mit Blick auf EHEC und die gerade durch einen Restaurantbesuch erkrankten und dann logischerweise im Krankenhaus gestorbenen Menschen, mittlerweile fast zynisch erscheint. Warum sich Christian Rach gegen die Einführung öffentlich gemachter Testergebnisse von Behörden so wehrt, er eigentlich nur nach Dänemark oder in die USA schauen müßte, um zu begreifen, dass es dort funktioniert, bleibt unverständlich.

Unverständlich bleibt seine ablehnende Haltung auch, wenn man bedenkt, in welchen Küchen und Gasträumen Christian Rach im Rahmen seiner TV Sendung (Rach, der Restauranttester) unterwegs war, er also selbst etliche Schmuddellokalitäten kennt.

Weniger unverständlich seine fehlenden Kenntnisse im Bereich der Hygienestandards in Krankenhäusern. Diese widmen sich schließlich seit Jahren z.B. der Bekämpfung von MRSA. Dieses scheint Christian Rach allerdings entgangen zu sein.

 

Das weite Teile der Gastrobranche nicht begeistert sind über diese Form der Transparenz in Sachen Hygiene verwundert insbesondere auch dann, wenn man bedenkt, dass dieser Kontrollbalken im Laufe des Jahres 2012 auch für Supermärkte, Bäckereien, Metzgereien und Co. eingeführt werden soll. Die Gastrobranche steht also nicht alleine da und zum jetzigen Zeitpunkt ist noch nichts über die genaue Umsetzung bekannt.

 

Außerdem sind die Zustände vieler Restaurants dank diverser Bewertungsportale, die im Web agieren, über deren Sinn, deren Ehrlichkeit und Wahrheitsgehalt man streiten kann, längst der breiten Öffentlichkeit zugänglich und bereiten der Gastronomie nicht nur Freude.

Kurz gesagt: Es ist längst mehr öffentlich als mancher Gastronom meint. Warum also das Geschrei wegen der Hygiene-Ampel?

*Quelle des Zitats