Brauchen wir Ausbildungsrestaurants oder Restaurants, die ausbilden?

Konkret geht es bei dieser Fragestellung natürlich um die Aktion vom ehemaligen Sternekoch Christian Rach mit seiner TV-Restaurantschule auf RTL. Jene Aktion, die Menschen mit gebrochenen Lebensläufen oder schwierigen Lebensumständen in einem geschützten Rahmen, der in manchem Dingen denen einer "Werkstatt" für Behinderte gleicht bzw. auch gleichen muss, da die Beteiligten psychosozial als behindert zu bezeichnen sein dürften, eine neue Perspektive bieten möchte.

Doch was bringt das Ganze eigentlich?

Klar ist, dass das erste Ausbildungsrestaurant Slowman in Hamburg, was die Teilnehmer der TV-Restaurantschule auf RTL im Jahre 2010 angeht, als gescheitert bezeichnet werden darf.

 

Schließlich ist nur noch eine einzige "Darstellerin", die älteste Teilnehmerin da. Beim ersten Versuch, das gab Christian Rach auch erst kürlich erneut in der Sendung Kölner Treff (WDR) mit Bettina Böttinger als Moderatorin zu, wurden Fehler gemacht.  Denn alleine schon die Wohnsituation, alle Teilnehmer lebten damals in einem Haus, war laut  Rach problematisch. Fehler von denen wir übrigens meinen, dass diese vermeidbar gewesen wären. Denn schließlich ist die Grundidee, der Grundgedanke nicht neu. Neu ist nur das ganze TV-trächtig als Doku(soap/show) zu vermarkten.

Aber unabhängig dieses Fehlversuchs: Das Slowman existiert noch, trägt sich auch, bietet weiterhin Praktika und Ausbildungsplätze und damit jenseits der Kameras eine Perspektive für Menschen, die es vorher nicht geschafft haben, einen anderen besseren Platz in unserer Gesellschafft zu finden an.

 

Das allerdings in einem Arbeitsbereich, der als hart zu bezeichnen ist. Als profaner Satz, der aber nicht die ganze Härte des Arbeitsalltags eines Kochs oder Servicekraft beschreibt, sei hier nur der Klassiker  Arbeiten, wenn andere feiern erwähnt.

Doch diese Entscheidung für einen Beruf in der Gastronomie treffen diese Menschen schließlich selber und wissen spätestens nach drei Tagen, worauf sie sich eingelassen haben, müssen dann aber gerade bei ihrem psychosozialen Handicap aufgefangen werden. Denn den Willen durchzuhalten kann man fördern.

Genau hier schlägt dann die große Stunde von speziellen Ausbildungsrestaurants im Stile von Christian Rach, wie z.B. auch das Roter Jäger in Berlin. Denn diese spezielle Förderung ist normalen Restaurantbetrieben i.d.R. nicht möglich.

 

Aber und genau da beginnt die neue und alte Problematik, die beim Slowman begann und die aktuellen Teilnehmer trotz modifizierter Bedingungen des Roter Jäger auch treffen wird: Es findet im Fernsehen statt!

Deshalb wird es vermutlich so sein, dass die Teilnehmer der TV-Restaurantschule auf RTL mit der "Popularität" die ihnen diese Fernsehsendung beschert nicht umgehen können, es also wieder zu einem Flop, was diese Teilnehmer angeht, kommt.

 

Dass das Roter Jäger, wie das Slowman auch danach, nach dem TV-Hype einen Weg finden wird, um dann in Ruhe ohne den TV-Rummel eine Chance zu sein, steht zu befürchten. Wobei das eine positive Befürchtung ist und auch gleich eine Antwort auf die Eingangsfrage ist:

Ja, wir brauchen spezielle Arbeitsstätten, Ausbildungsrestaurants, um die, die wir allgemein als am Rand befindliche Menschen ansehen in die Mitte unserer Gesellschaft zu bringen, weil das der normale Arbeitsmarkt, das "normale" Restaurant, welches ausbildet nicht schaffen, nicht leisten kann.

Was wir jedoch nicht brauchen ist eine Fernsehsendung auf RTL, die daraus eine Show macht und so den Grundgedanken verwässert bzw. ausnutzt.

 

In Gronau/Westfalen lebt z.B. Herr S. Dieser unterstützt massiv die örtliche Tafel. Allerdings leise und bescheiden. Deshalb wird der Name hier auch nicht vollständig genannt. Genau diese Stille hätte Christian Rach auch einnehmen können und vielleicht wären dann heute noch mehr der Teilnehmer der ersten Restaurantschule im Slowman tätig und nicht nur eine.